Über 3000 Unfälle ereignen sich jedes Jahr auf Wolfsburgs Straßen, dabei werden mehr als 400 Menschen verletzt. Tote Asphalt- und Betonwüsten prägen das Stadtbild. Darauf stehen 1,1 Autos je Einwohner*in in Wolfsburg (Kinder und andere Menschen ohne Führerschein mitgezählt) im Schnitt 23 Stunden am Tag. Wenn sie nicht stehen, bewegen sie ein bis zwei Tonnen Stahl lärmend durch die Stadt, stinken dabei und verbreiten Feinstaub. Damit muss Schluss sein. Zu Fuß, mit dem Fahrrad, barrierefrei auch mit Gehhilfen und Rollstühlen und mit einem gut ausgebauten ÖPNV kommen wir ruhiger, sicherer und meist auch schneller an unser Ziel und die Stadt gewinnt dabei an Lebens- und Aufenthaltsqualität. 85 Jahre Autostadt sind zu viel — auf den Grundmauern der autogerechten Stadt bauen wir Wolfsburg als Verkehrswendestadt wieder auf.
Wir machen Wolfsburg zur Verkehrswendestadt. Bist du dabei?
Gemeinsam erstellen wir einen Verkehrswendeplan für Wolfsburg. Auf dieser Seite findest du die aktuelle Version des “Verkehrswendeplans von Unten”. Bring auch du dich mit deinen Ideen und Vorschlägen ein!
Bring deine Veränderungsvorschläge ein!
Per Mail: an [email protected] — Bitte bei Veränderungsvorschlägen immer konkrete Straßen- oder Platznamen angeben, sodass die Vorschläge eindeutig und klar verständlich sind.
Auf Papier:
Trage deine Veränderungsvorschläge auf einen Papier-Plan ein. Den Plan kannst du per Post schicken oder einwerfen an: Projekthaus Amsel44, Amselweg44, 38446 Wolfsburg
Oder komm doch direkt selber mal vorbei, bei Arbeitstreffen lokaler Verkehrswende-Inititiativen. (Für Verabredungen z.B. anrufen unter: 05361 8341079)
Wolfsburg ist eine Autostadt und wurde als eine solche gebaut. Einkaufsmöglichkeiten, Kulturangebote, Arbeitsplätze (ein zentraler Arbeitsplatz ganz besonders), Arztpraxen etc. liegen oft außerhalb der Wohngebiete Mehrspurige Straßen liegen dazwischen. Zum Parken gibt es riesige Betonplatzwüsten – Wolfsburg ist voll von Beton und Asphalt. Was es braucht ist ein sofortiger Stop weiterer Zubetonierung. Stattdessen braucht es eine Politik der kurzen Wege, das heißt Verhinderung weiterer Zentralisierungsprozesse und verkehrsintensiver Märkte auf der grünen Wiese, zum anderen müssen dezentrale Angebote entsprechend gefördert und unterstützt werden. Regional- und kommunale Planung müssen darauf ebenso ausgelegt sein. Dadurch fallen viele Wege weg oder werden so kurz, dass Fuß und Fahrrad viel attraktiver sind als ein eigenes Auto, welches Geld kostet, Platz wegnimmt und durch die Parkplatzsuche bei kurzen Wegen auch nicht schneller ist.
Mobilität muss für alle gleichermaßen möglich sein. Dafür bedarf es eines flächendeckenden, dichten Netzes an Bus- und Bahnlinien. Eine engere Taktung des Zugverkehrs nach Braunschweig durch Ausbau der Weddeler Schleife ist wichtig, aber nur ein Teilschritt. Dringend muss eine Schienenverbindung nach Norden her. Die Zugstrecke dafür ist sogar noch als solche gewidmet (siehe: http://jeetzeltalbahn.de). Für Wolfsburger Stadt und nahes Umland ist die Einführung einer Stadtbahn und einer Regio-Tram sinnvoll und wichtig.
Die Bahn ist fussgänger*innenfreundlichen und barrierearm. Sie bewegen zudem auf ihrem Querschnitt mehr Menschen bewegen als Autos und Busse und sind einfacher einzurichten und zu betreiben als unterirdische Bahnen. Zudem ist möglich, die Tramgleisnetze in der Stadt mit den Eisenbahnlinien der Umgebung zu verknüpfen (Braunschweig/Gifhorn/Gardelegen/Magdeburg). Diese sogenannten RegioTrams bringen dann die Menschen aus der Peripherie direkt zu den wichtigen Orten der Metropolen. Die meisten Straßen in Wolfsburg sind breit, sodass Straßenbahntrassen gut planbar wären. Als Zubringer zu Bahnhaltestellen ein gut getaktetes muss ein Busnetz in alle Dörfer und Ortschaften her. Ein Großteil des PKW-Aufkommens von Wolfsburg kommt aus der Umgebung (78.000 Beschäftigte fahren jeden Tag aus dem Umland in die Stadt), sodass diese Verknüpfung sehr wichtig ist. Busse mit klimafreundlichem Antrieb dienen als Zubringer von Haustür zu den Bahnhaltestellen mit direkten, überdachten und barrierefreien Übergängen zum Bahnverkehr. Das Ganze zum Nulltarif, also kostenlos. Die Einsparung durch einen Wechsel vieler Menschen vom Auto auf Rad und ÖPNV ist höher als die Kosten des fahrscheinlosen Fahrens.
Der Autoverkehr muss zurückgedrängt werden, zunächst aus den Innenstädten. Ortszentren und um Schulen, Kindergärten, Kliniken usw., dann aus Wohngebieten, am Ende überall. Die frei werdenden Flächen werden umgebaut zu Aufenthalts- und Spielflächen, begrünt und renaturiert. Vor allem aber steigert das Fernbleiben des PKW-Verkehrs aus dem unmittelbaren Umfeld verkehrsintensiver Orte die Chance, dass Menschen auf andere Weise dorthin gelangen können und wollen. Erst wenn der tägliche Horror vieler Elterntaxis von Kindergärten und Grundschulen Abstand hält, ist gefahrloses Ankommen zu Fuß oder mit dem Fahrrad wieder möglich. Wenn Geschäfte oder Bildungseinrichtungen mit dem Fahrrad oder ÖPNV direkt und gefahrlos anfahrbar sind, aber vom Park&Ride-Platz noch ein Umstieg oder ein Fußmarsch nötig sind, werden sich die umwelt- und menschenverträglichen Verkehrsmittel durchsetzen.
Etliche Städte in den Niederlanden, in Dänemark und auch einige in Deutschland zeigen, dass es möglich ist, über die Hälfte der zurückgelegten Wege mit dem Fahrrad zu bewältigen. Solche Fahrradstädte sind attraktiv, nicht nur für die Menschen auf dem Rad, sondern auch bei denen, die dort wohnen, einkaufen, sich erholen oder Geschäfte betreiben. Denn Fahrräder nehmen viel weniger Platz weg und brauchen kein Parkticket, so dass ihre Nutzer*innen entspannter in der Stadt unterwegs sind. Um das Radfahren systematisch zu fördern. Um Menschen zum Umstieg auf das Fahrrad zu bewegen, braucht es vor allem ein Netz von Fahrradstraßen, die gar nicht von Autos oder höchstens von Anlieger*innen befahren werden. Fahrradstraßen müssen zu allen wichtigen Mobilitätspunkten verlaufen, zum Beispiel Schulen, Universitäten, Krankenhäuser, Kultureinrichtungen, Einkaufsmärkte, Ortszentren und Bahnhöfe. Kreuzungen mit Autostraßen sind sicher zu gestalten und möglichst oft die Fahrradstraße mit Vorfahrt auszustatten. Neben dem Fahrradstraßennetz sind überdachte und sichere Abstellanlagen, Leihradsysteme und gute Ausschilderung wichtig. Wichtig bei der ganzen Sache ist: keine neue Betonierung! Autos müssen den Fahrrädern Platz abgeben. Straßen werden umgewidmet statt dass neue gebaut werden.
Nicht vergessen werden dürfen die Wege zu Fuß, die im Nahbereich und zu den Haltestellen stets Teil der Mobilität sind. Wichtig ist genug Platz, verbunden mit angenehmen Aufenthalts- und Spielplätzen, sowie eine barriere- und lärmfreie Gestaltung. Hilfreich sind gute Ausschilderung und Unterstellmöglichkeiten bei Regen. An Ampeln erhöht das Rundum-Grün (alle Ampeln für Fussgänger*innen gleichzeitig auf Grün, alle anderen gleichzeitig rot) nicht nur die Sicherheit, sondern ermöglicht auch das zügige Überqueren in der Diagonalen.