Verkehrswendestadt Wolfsburg

Ein Pro­duk­ti­ons­um­bau ist mög­lich

Immer wie­der wur­den im Lau­fe der Indus­trie­ge­schich­te gro­ße Fabri­ken und Anla­gen (oft auch inner­halb kur­zer Zeit) umge­baut. Vor Allem zur Kriegs­füh­rung, in jüngs­ter Zeit aber ins­be­son­de­re wäh­rend der Covid-19-Pan­de­mie wur­den in kür­zes­ter Zeit gro­ße Indus­trie­an­la­gen auf die Pro­duk­ti­on völ­lig ande­rer Pro­duk­te als bis­her umge­rüs­tet.

Im Fol­gen­den ein paar Bei­spie­le aus der Auto­in­dus­trie:


Umbau auf Kriegs­pro­duk­ti­on:

  • Wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs haben vie­le Auto­fa­bri­ken ihre Pro­duk­ti­on auf mili­tä­ri­sche Fahr­zeu­ge, Flug­zeug­mo­to­ren und ande­re Kriegs­ma­te­ria­li­en umge­stellt, um den Kriegs­an­stren­gun­gen ihrer Län­der zu die­nen. Ein bemer­kens­wer­tes Bei­spiel ist die Ford Motor Com­pa­ny, die im Rah­men des soge­nann­ten “Wil­low Run Pro­jects” B‑24 Libera­tor-Bom­ber in gro­ßer Stück­zahl pro­du­zier­te.1

  • Gene­ral Elec­tric hat sich in ver­schie­de­nen Krie­gen auf die schnel­le Pro­duk­ti­on von Rüs­tungs­gü­tern umge­stellt, ein­schließ­lich der Her­stel­lung von Flug­zeug­mo­to­ren, Muni­ti­on und Elek­tro­nik.2

  • Wäh­rend des Iran-Irak-Kriegs stell­te die Iran Kho­dro Com­pa­ny ihre Pro­duk­ti­on von zivi­len Fahr­zeu­gen auf mili­tä­ri­sche Fahr­zeu­ge um. Sie pro­du­zier­ten gepan­zer­te Fahr­zeu­ge, Schüt­zen­pan­zer und ande­re mili­tä­ri­sche Aus­rüs­tung für die ira­ni­schen Streit­kräf­te.3


Wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie:

  • Wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie hat Tes­la unter ande­rem in Fre­mont, Kali­for­ni­en sei­ne Pro­duk­ti­ons­li­ni­en für Elek­tro­au­tos vor­über­ge­hend gestoppt und begon­nen, Atem­schutz­mas­ken her­zu­stel­len. Das Unter­neh­men hat auch medi­zi­ni­sche Gerä­te wie Beatmungs­ge­rä­te ent­wi­ckelt 4

  • Ford hat begon­nen, zusam­men mit 3M und GE Health­ca­re Gesichts­schil­de, Atem­schutz­mas­ken und Beatmungs­ge­rä­te her­zu­stel­len. Das Unter­neh­men hat sei­ne Fer­ti­gungs­li­ni­en in den USA umge­stellt, um zur Pan­de­mie­be­kämp­fung bei­zu­tra­gen.5

  • Gene­ral Motors hat in Zusam­men­ar­beit mit Ven­tec Life Sys­tems begon­nen, Beatmungs­ge­rä­te her­zu­stel­len, um den Man­gel an medi­zi­ni­scher Aus­rüs­tung wäh­rend der Pan­de­mie zu bekämp­fen. Die Pro­duk­ti­on erfolg­te im GM-Werk in India­na und in einem gemein­sa­men Werk in Koko­mo, India­na.6

  • Toyo­ta hat sei­ne Bemü­hun­gen dar­auf kon­zen­triert, Gesichts­schil­de her­zu­stel­len, um medi­zi­ni­sches Per­so­nal zu schüt­zen. Das Unter­neh­men nutz­te sei­ne Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tä­ten, um die drin­gend benö­tig­te Schutz­aus­rüs­tung her­zu­stel­len.7

  • Im SEAT-Werk in Mar­tor­ell wur­den zu Beginn der Coro­na-Pan­de­mie die Pro­duk­ti­ons­an­la­gen umge­baut. In Rekord­zeit wur­de die Pro­duk­ti­on von Schei­ben­wisch­mo­to­ren auf Beatmungs­ge­rä­te umge­stellt. Ser­gio Arre­cia­do von der Abtei­lung Ver­fah­rens­tech­nik bei SEAT dazu: „Eine Mon­ta­ge­li­nie, an der eigent­lich Fahr­zeug­tei­le pro­du­ziert wer­den, so umzu­rüs­ten, dass hier Beatmungs­ge­rä­te gefer­tigt wer­den kön­nen, war eine umfang­rei­che, schwie­ri­ge Auf­ga­be, an der vie­le Berei­che des Unter­neh­mens betei­ligt waren. Aber wir haben es in einer Rekord­zeit geschafft“8

Ande­re Indus­trie­zwei­ge:

Beson­ders aus der Zeit wähh­rend der Coro­na-Pan­de­mie gibt es auch aus ande­ren Indus­trie­zwei­gen span­nen­de Bei­spie­le:

  • Die Braue­rei Brew­Dog hat ihre Pro­duk­ti­on von Bier auf die Her­stel­lung von Hand­des­in­fek­ti­ons­mit­tel umge­stellt, um wäh­rend der COVID-19-Pan­de­mie drin­gend benö­tig­te Res­sour­cen bereit­zu­stel­len.9

  • Honey­well, ein US-Her­stel­ler von Trieb­wer­ken, Spe­zi­al­che­mi­ka­li­en, Kli­ma­ge­rä­ten und Alarm­an­la­gen hat sei­ne Fer­ti­gungs­li­ni­en umge­stellt, um N95-Atem­schutz­mas­ken her­zu­stel­len, um auf den Man­gel an Schutz­aus­rüs­tung wäh­rend der COVID-19-Pan­de­mie zu reagie­ren.10

  • New Balan­ce änder­te sei­ne Pro­duk­ti­on, um Atem­schutz­mas­ken her­zu­stel­len und so auf den Man­gel an Schutz­aus­rüs­tung wäh­rend der COVID-19-Pan­de­mie zu reagie­ren.11

  • Wäh­rend der COVID-19-Pan­de­mie begann der Luxus­her­stel­ler Lou­is Vuit­ton Moët Hen­nes­sy, anstel­le von Par­fums Hand­des­in­fek­ti­ons­mit­tel her­zu­stel­len, um die stei­gen­de Nach­fra­ge zu decken.12

Auch jen­seits von COVID-19 Pan­de­mie haben auch gro­ße Indus­trie­be­trie­be sich anpas­sungs­fä­hig gezeigt und ihre Pro­duk­ti­on grund­le­gend umge­baut:

  • Die W.L. Gore Asso­cia­tes, Inc, bekannt für den was­ser­dich­ten Stoff Gore-Tex hat sei­ne Tech­no­lo­gie auf die Her­stel­lung von medi­zi­ni­schen Implan­ta­ten, etwa Gefäß­pro­the­sen, über­tra­gen13

  • Gene­ral Elec­tric hat in den 1970er Jah­ren sei­ne Pro­duk­ti­on von Haus­halts­ge­rä­ten auf die Her­stel­lung von Zen­tri­fu­gen für die For­schung und Medi­zin umge­stellt.14



Die Pau­scha­le Behaup­tung, es sein unmög­lich, das Volks­wa­gen­werk in Wolfs­burg grund­le­gend auf ande­re Pro­duk­ti­ons­zwei­ge umzu­bau­en, ent­behrt jeder Grund­la­ge. Oben genann­te Bei­spie­le legen eher nahe, dass es durch­aus mög­lich wäre, auch grund­le­gen­de Umbau­ten zu voll­zie­hen.

Im Spe­zi­el­len Fall müss­te eine Mach­bar­keits­stu­die in Auf­trag gege­ben wer­den, die die Mach­bar­keit eines Umbaus des Volks­wa­gen­werks auf Pro­duk­ti­on öffent­li­cher Ver­kehrs­mit­tel unter­sucht.