Verkehrswendestadt Wolfsburg

War­um braucht es eine Ver­ge­sell­schaf­tung von Volks­wa­gen?

 

Der Markt wird es nicht regeln. Die Aktionär*innen auch nicht. Die kapi­ta­lis­ti­sche Pro­duk­ti­on kann nicht sta­bil wer­den, sie muss wach­sen und sich aus­deh­nen oder sie muss ster­ben. Ein immer wei­te­res Wachs­tum der Auto­mo­bil­in­dus­trie ist aus öko­lo­gi­scher und sozia­ler Per­spek­ti­ve aber nicht trag­fä­hig. Eigent­lich muss die Auto­in­dus­trie nur eines — näm­lich unter­ge­hen. Die­sen Unter­gang wol­len wir jetzt ein­lei­ten, Schritt für Schritt. Nicht war­ten, bis der letz­te Pro­fit noch aus der letz­ten Ecke die­ses dem Unter­gang geweih­ten Indus­trie­zweig gekit­zelt ist, son­dern schon heu­te den Umbau anfan­gen.

Die Auto­mo­bil­in­dus­trie ist der größ­te indus­tri­el­le Arbeit­ge­ber in Nie­der­sach­sen. Rund 250.000 Men­schen sind bei Her­stel­lern und Zulie­fe­rern beschäf­tigt. Im Zuge des Unter­gangs der Auto­in­dus­trie müs­sen wir unbe­dingt an die Arbeits­plät­ze und Exis­ten­zen in der Regi­on den­ken, die von die­sem Indus­trie­zweig abhän­gig sind.

Mit dem Abschied vom moto­ri­sier­ten Indi­vi­du­al­ver­kehr wol­len wir nicht ein­fach alle Fabri­ken schlie­ßen und die Regi­on der wirt­schaft­li­chen Ver­elen­dung über­las­sen. Die Fabri­ken, die Pro­duk­ti­ons­stät­ten, Gebäu­de, Maschi­nen, Struk­tu­ren kön­nen erst­mal wei­ter genutzt wer­den. Wir kön­nen Wer­ke umbau­en und dort sinn­vol­le öko­lo­gisch und sozi­al ver­tret­ba­re Pro­duk­te her­stel­len. Um den Umbau als sozia­len Pro­zess zu gestal­ten, bei dem mög­lichst alle Betrof­fe­nen mit­be­stim­men kön­nen, müs­sen wir drin­gend schon heu­te damit anfan­gen. Im Kapi­ta­lis­mus ist die Treib­kraft unter­neh­me­ri­schen Han­delns immer das erzie­len größt­mög­li­cher Pro­fi­te und größt­mög­li­chen Wachs­tums. Die Inter­es­sen derer, die von Ent­schei­dun­gen betrof­fen sind, blei­ben auf der Stre­cke. In einem Volks­wa­gen, wel­ches der All­ge­mein­heit (der Begriff “Volk” wird hier gezielt abge­lehnt) die­nen soll, muss auch die All­ge­mein­heit Ent­schei­dun­gen tref­fen. Um die Inter­es­sen Betrof­fe­ner ein­zu­be­zie­hen, kön­nen wir es uns nicht leis­ten auf eine gute Füh­rung zu hof­fen, die Ent­schei­dun­gen in unse­rem Sin­ne oder im Sin­ne ande­rer trifft. Eine sol­che Füh­rung wird es bei Volks­wa­gen, bei kei­nem kapi­ta­lis­ti­schen Unter­neh­men auf die­ser Welt, jemals geben. Denn gemein­wohl­ori­en­tier­tes Han­deln steht dem Zweck eines jeden bör­sen­no­tier­ten Unter­neh­mens, näm­lich dem Stre­ben nach größt­mög­li­chem Wachs­tum, ent­ge­gen.

Statt­des­sen müs­sen wir Ent­schei­dungs­ge­walt aktiv sel­ber in die Hand neh­men.

Ent­schei­dun­gen im Sin­ne der All­ge­mein­heit trifft mensch am Bes­ten ohne einen Vor­stand.