Und damit auch alle Folgen des Autoverkehrs: Verletzte und Tote, Lärm, Luftverschmutzung, Giftstoffe…
Die ewige Erzählung, die A39 würde die B4 und daran anliegende Ortschaften entlasten, bleibt ein Mythos. Selbstverständlich ist eine Entlastung aller Ortschaften an der B4 notwendig, durch den Bau von neun Straßen wird aber niemals eine Entlastung erreicht werden. Die Verkehrslast auf der B4 besteht zu großen Teilen aus regionalem Verkehr In Verkehrszählungen wurden beispielsweise vor Melbeck gut 19 000 Kraftfahrzeuge pro Tag gezählt werden, es bei Sprakensehl nur mehr 2 600 Fahrzeuge. Diesen regionalen Verkehr würde die A39 als Fernverbindung mit weit auseinanderliegenden Auffahrten gar nicht aufnehmen. Stattdessen würde sie neue Verkehrsströme und damit insgesamt mehr Autos durch die betroffenen Regionen lenken. Verkehrsbelastung in Ortschaften an der B4 sind keine Folge eines Straßenmangels, sondern Ergebnis jahrzehntelanger auto- und straßenfixierter Verkehrspolitik. Wer Verkehrslast auf Straßen und in Ortschaften reduzieren will muss Autoverkehr verlagern und vermeiden, schlussendlich Straßen rückbauen statt neue Straßen zu errichten.
Es gibt für Natur und Umwelt nichts Schlimmeres als eine Autobahn! Die Zerstörungen sind in ihrer Summe und Komplexität nie wieder zu kompensieren. Tiere, Pflanzen und wir Menschen müssten auf Dauer damit leben.
Jeder Quadratmeter Bodenversiegelung ist ein Quadratmeter Raum, den wir einer Vielzahl von Lebewesen entziehen. Auf versiegeltem Boden kann Letztlich zerstören wir mit der Versiegelung von Böden auch die Lebensgrundlage für uns Menschen auf diesem Planeten. Selbst nach einer Entsiegelung, sollte sie irgendwann mal vorgenommen werden, bleibt die natürliche Struktur des Bodens gestört. Häufig bleiben Reste von Fremdstoffen (wie Beton- oder Asphaltbrocken, Kunststoffsplitter oder diverse Schadstoffe) im Boden zurück. Eine neue Bodenfauna bildet sich nur über längere Zeiträume, so dass auch die natürliche Bodenfruchtbarkeit verzögert und oft nicht in der vorherigen Qualität wieder herstellbar ist. Alleine in Deutschland werden jeden Tag 110 Hektar Boden versiegelt. das sind 110 Hektar zu viel!
Für die meisten Lebewesen, die durch den Bau der A39 nicht unmittelbar getötet oder vertrieben werden, bleibt die Autobahn ein unlebbarer unpassierbarer Todesstreifen.
Die A39 würde, wenn sie gebaut wird, das größte autobahnfreie Gebiet Deutschlands zerschneiden. Insbesondere die Regionen Altmark und Wendland sind von ländlicher Natur und Kultur geprägt. Landwirtschaft, dörfliche Strukturen, Vielfalt an Lebewesen würden verloren gehen. Dass die Autobahn Arbeitsplätze und wirtschaftlichen Aufschwung bringt, ist eine Lüge. Große Gewerbe- und Industriegebiete an Autobahnauffahrten zerstören lokale Wirtschaft und Strukturen, indem sie Kaufkraft aus der Region zu großen überregionalen oder internationalen Unternehmen, die sich in den Gewerbegebieten ansiedeln, absaugen. Oder es werden regionale Arbeitsplätze aus dem Hinterland in diese öffentlich subventionierten Gewerbegebiete verlagert (nicht neu geschaffen!), um kostengünstig die betriebliche Infrastruktur zu modernisieren. Die Autobahn zerstört damit die Ressourcen regional verwurzelter mittelständischer Branchen: innovative Landwirtschaft, nachhaltiger Tourismus etc.
Gerade weil die Naturraumeinheit „Wendland und Altmark“ so dünn besiedelt ist, ist hier eine vergleichsweise reichhaltige Pflanzen- und Tierwelt erhalten. In dem Streben des Menschen, jeden letzten Zipfel Erde mit Straßen zu erschließen, ist der Mensch dabei, jeden letzten Zipfel Erde in seiner Natürlichkeit und Wildheit zu zerstören.
Der A39-Korridor zerstört zu großen Teilen wertvolles Ackerland, aber auch andere aus naturschutzfachlicher Sicht äußerst sensible Räume, wie beispielsweise die Röbbelbachniederung, die Wierener Berge oder den Lüder Bruch. Im gesamten Raum sind wertvolle Flora und Fauna in topographisch abwechslungsreicher Landschaft gefährdet, für immer verloren zu gehen. Ein großer Teil dieser Gebiete ist nach der EU-Richtlinie Flora-Fauna-Habitat (FFH) geschützt. Anderswo finden sich so genannte „Important Bird Areas“(EU-Vogelschutzgebiete), wie das Vogelmoor südlich von Lessien oder die Ostheide westlich von Suhlendorf.
„Mit dem Projekt A 39/A 14 erhält vor allem auch der Wirtschaftsstandort Wolfsburg mit Volkswagen […] endlich die notwendigen verkehrlichen Anbindungen nach Norden“
IHK Lüneburg-Wolfsburg in einer Resolution der Vollversammlung
„Die A 39 ist sowohl wirtschaftlich als auch touristisch eine hoch frequentierte Mobilitätsachse, deren Lückenschluss auch zur Entlastung der umliegenden Straßen beitragen würde. Darüber hinaus ist die Autobahn auch für Volkswagen und das neue Trinity-Werk eine zentrale Verkehrsanbindung.“
Dennis Weilmann, Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg
Schon in den 30er Jahren bestand der Plan, die neu gegründete Hitlerstadt, die damals tatsächlich fast ausschließlich aus einer Autofabrik bestand, über die Autobahn nach Norden anzubinden, um darauf neu gebaute Autos zu transportieren. Heute will VW die Anbindung nach Bremerhaven dringender denn je. Bremerhaven ist die Automobildrehscheibe Europas. Mit einer Gesamtfläche von 240 Hektar und Stellflächenkapazität für 95.000 PKW und über 2,3 Mio. Fahrzeugen pro Jahr gehört das Autoterminal Bremerhaven zu den größten Seehafenterminals Europas. Das Terminal wird jährlich von mehr als 1.400 Autoschiffen angelaufen.