Nicht nur rund um Volkswagen, sondern auch lokal in Wolfsburg und
Umland muss die Verkehrswende vollzogen werden. Auf den Grundmauern der
autogerechten Stadt wollen wir Wolfsburg als Verkehrswendestadt wiederaufbauen.
Was es braucht (allgemein):
1. Verkehr vermeiden – für eine Politik der kurzen Wege!
Wolfsburg
ist eine Autostadt und wurde als eine solche gebaut.
Einkaufsmöglichkeiten, Kulturangebote, Arbeitsplätze (ein zentraler
Arbeitsplatz ganz besonders), Arztpraxen etc. liegen oft außerhalb der
Wohngebiete Mehrspurige Straßen liegen dazwischen. Zum Parken gibt es
riesige Betonplatzwüsten – Wolfsburg ist voll von Beton und Asphalt.
Was es braucht ist ein sofortiger Stop weiterer Zubetonierung.
Stattdessen braucht es eine Politik der kurzen Wege, das heißt
Verhinderung weiterer Zentralisierungsprozessen und verkehrsintensiver
Märkte auf der grünen Wiese, zum anderen müssen dezentrale Angebote
entsprechend gefördert und unterstützt werden. Regional- und kommunale
Planung müssen darauf ebenso ausgelegt sein. Dadurch fallen viele Wege
weg oder werden so kurz, dass Fuß und Fahrrad viel attraktiver sind als
ein eigenes Auto, welches Geld kostet, Platz wegnimmt und durch die
Parkplatzsuche bei kurzen Wegen auch nicht schneller ist.
2. Autofreie Ortszentren und sensible Zonen als Anfang … und dann ausdehnen!
Der
Autoverkehr (motorisierter Individualverkehr) muss zurückgedrängt
werden, zunächst aus den Innenstädten. Ortszentren und um Schulen,
Kindergärten, Kliniken usw., dann aus Wohngebieten, am Ende überall. Die
freiwerdenden Flächen werden umgebaut zu Aufenthalts- und Spielflächen,
begrünt und renaturiert. Vor allem aber steigert das Fernbleiben des
PKW-Verkehrs aus dem unmittelbaren Umfeld verkehrsintensiver Orte die
Chance, dass Menschen auf andere Weise dorthin gelangen können und
wollen. Erst wenn der tägliche Horror vieler Elterntaxis von
Kindergärten und Grundschulen Abstand hält, ist gefahrloses Ankommen zu
Fuß oder mit dem Fahrrad wieder möglich. Wenn Geschäfte oder
Bildungseinrichtungen mit dem Fahrrad oder ÖPNV direkt und gefahrlos
anfahrbar sind, aber vom Park&Ride-Platz noch ein Umstieg oder ein
Fußmarsch nötig sind, werden sich die umwelt- und menschenverträglichen
Verkehrsmittel durchsetzen.
3. Schienenverkehr stärken, Busse als Zubringer und Nulltarif einführen!
Mobilität
muss für alle gleichermaßen möglich sein. Dafür bedarf es eines
flächendeckenden, dichten Netzes an Bus- und Bahnlinien. Eine engere
Taktung des Zugverkehrs nach Braunschweig durch Ausbau der Weddeler
Schleife ist wichtig, aber nur ein Babyschritt. Dringend muss eine
Schienenverbindung nach Norden her. Die Zugstrecke dafür ist sogar noch
als solche gewidmet. Für Wolfsburger Stadt und nahes Umland wäre die
Einführung einer Straßenbahn denkbar. Die Bahn ist
fussgänger*innenfreundlichen und barrierearm. Sie bewegen zudem auf
ihrem Querschnitt mehr Menschen bewegen als Autos und Busse und sind
einfacher einzurichten und zu betreiben als unterirdische Bahnen. Zudem
ist möglich, die Tramgleisnetze in der Stadt mit den Eisenbahnlinien der
Umgebung zu verknüpfen (Braunschweig/Gifhorn/Gardelegen/Magdeburg).
Diese sogenannten RegioTrams bringen dann die Menschen aus der
Peripherie direkt zu den wichtigen Orten der Metropolen. Die meisten
Straßen in Wolfsburg sind breit, sodass Straßenbahntrassen gut planbar
wären. Als Zubringer zu Bahnhaltestellen ein gut getaktetes muss ein
Busnetz in alle Dörfer und Ortschaften her. Ein Großteil des
PKW-Aufkommens von Wolfsburg kommt aus der Umgebung (78.000 Beschäftigte
fahren jeden Tag aus dem Umland in die Stadt), sodass diese Verknüpfung
sehr wichtig ist. Busse mit klimafreundlichem Antrieb dienen als
Zubringer von Haustür zu den Bahnhaltestellen mit direkten, überdachten
und barrierefreien Übergängen zum Bahnverkehr. Wo der Platz für
Strassenbahnen fehlt oder Hindernisse zu überwinden sind, können auch
Seilbahnen eine Lösung innerhalb von Orten oder zu ausgewählten Zielen
sein. Das Ganze zum Nulltarif, also kostenlos. Die Einsparung durch
einen Wechsel vieler Menschen vom Auto auf Rad und ÖPNV ist höher als
die Kosten des fahrscheinlosen Fahrens.
4. Mehr als 50 Prozent des Verkehrs aufs Fahrrad – mit einem Netz von echten Fahrradstraßen
Etliche
Städte in den Niederlanden, in Dänemark und auch einige in Deutschland
zeigen, dass es möglich ist, über die Hälfte der zurückgelegten Wege mit
dem Fahrrad zu bewältigen. Solche Fahrradstädte sind attraktiv, nicht
nur für die Menschen auf dem Rad, sondern auch bei denen, die dort
wohnen, einkaufen, sich erholen oder Geschäfte betreiben. Denn Fahrräder
nehmen viel weniger Platz weg und brauchen kein Parkticket, so dass
ihre Nutzer*innen entspannter in der Stadt unterwegs sind. Um das
Radfahren systematisch zu fördern. Um Menschen zum Umstieg auf das
Fahrrad zu bewegen, braucht es vor allem ein Netz von Fahrradstraßen,
die gar nicht von Autos oder höchstens von Anlieger*innen befahren
werden. Fahrradstraßen müssen zu allen wichtigen Mobilitätspunkten
verlaufen, zum Beispiel Schulen, Universitäten, Krankenhäuser,
Kultureinrichtungen, Einkaufsmärkte, Ortszentren und Bahnhöfe.
Kreuzungen mit Autostraßen sind sicher zu gestalten und möglichst oft
die Fahrradstraße mit Vorfahrt auszustatten. Neben dem
Fahrradstraßennetz sind überdachte und sichere Abstellanlagen,
Leihradsysteme und gute Ausschilderung wichtig. Wichtig bei der ganzen
Sache ist: keine neue Betonierung! Autos müssen den Fahrrädern Platz
abgeben. Straßen werden umgewidmet statt dass neue gebaut werden.
5. Fußwege und autofreie Plätze schaffen und verbessern
Nicht
vergessen werden dürfen die Wege zu Fuß, die im Nahbereich und zu den
Haltestellen stets Teil der Mobilität sind. Wichtig ist genug Platz,
verbunden mit angenehmen Aufenthalts- und Spielplätzen, sowie eine
barriere- und lärmfreie Gestaltung. Hilfreich sind gute Ausschilderung
und Unterstellmöglichkeiten bei Regen. An Ampeln erhöht das Rundum-Grün
(alle Ampeln für Fussgänger*innen gleichzeitig auf Grün, alle anderen
gleichzeitig rot) nicht nur die Sicherheit, sondern ermöglicht auch das
zügige Überqueren in der Diagonalen.
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All
diese Bausteine clever miteinander kombiniert sind ein Weg zu einer
wirklichen Verkehrswende. Diese wollen wir in Wolfsburg und Umland
durchsetzen.